„Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“ wird 5 Jahre alt! Anlässlich dieses kleinen Jubiläums hat die Kasseler Fotografin Anja Köhne ein Herzensprojekt verwirklicht. Über das Jahr suchte sie ungehaltene Rednerinnen auf, hauptsächlich mit dem Zug und dem Deutschland-Ticket. Entstanden sind individuelle Porträts von Frauen, die das Wort ergreifen – mutig, wütend, leise, laut, mal ernst, mal humorvoll.
In ihren Bildern fängt Anja Köhne nicht nur Gesichter ein – sondern Haltungen. Jede Fotografie steht für eine Geschichte, für eine Stimme, die nicht länger schweigt. Die Porträtierten haben im Rahmen der Veranstaltungsreihe Reden gehalten, die sonst ungesagt geblieben wären: über Ungerechtigkeit, Wut, Frieden, Herkunft, Körper, Mutterschaft, Liebe, Gewalt, Widerstand…
Die Ausstellung macht diese Stimmen nun auch visuell erfahrbar. Sie zeigt Frauen, wie sie sind – nicht wie sie sein sollen.
Fotoausstellung von Anja Köhne zur Veranstaltungsreihe „Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“
Anja Köhne lebt und arbeitet in Kassel. Sie ist nicht nur als Auftragsfotografin auf zahlreichen Kulturveranstaltungen zu finden, sondern hat in den letzten 15 Jahren auch als Künstlerin deutschlandweit gewirkt. Erstmals zeigt sie eine reine Porträtserie, die geprägt ist von einer großen Nähe und einem tiefen Interesse zu den Frauen und ihren Geschichten.
Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen ist ein Projekt der Stiftung Brückner-Kühner und dem S. Fischer Theaterverlag in Kooperation mit hr2-kultur, der Stadt Kassel und dem Archiv der deutschen Frauenbewegung, welches im Jahr 2021 gestartet ist. Jährlich werden Frauen dazu aufgerufen, eine Rede zu einem persönlichen Anliegen, das auch andere angeht, zu verfassen und als Video einzureichen.
Ziel des Projekts ist es, mutig redenden Frauen eine wachsende Öffentlichkeit zu verschaffen, ihnen unvoreingenommen zuzuhören und sich darauf einzulassen, dass viele Themen in ihrer Brisanz auch sehr unterschiedlich betrachtet werden können.
Eine Jury wählt jährlich aus allen Einreichungen sechs Reden für den 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte aus. Der 10. Dezember ist zudem der Geburtstag der Schriftstellerin Christine Brückner (1921–1996), die mit ihren als Buch und auf der Bühne sehr erfolgreichen Monologen „Wenn du geredet hättest, Desdemona. Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“ (1983) die Idee für dieses Projekt geliefert hat.